Wie Sie zum Retter in der Not werden

von Birgit Schürmann

Wie Sie zum Retter in der Not werden

Um von Superman gerettet zu werden, müssen wir mächtig in der Klemme stecken. Uns sollte es hundsmiserabel gehen. Erst dann wirft Superman seinen Motor an - vorher wird es nichts. Aber wenn er erst einmal in Fahrt ist, können wir sicher sein, dass unser Problem bald gelöst ist. Das gilt auch für Ihren Vortrag: Ob Sie eine Idee, Dienstleistung, ein Produkt oder Ihr Wissen anbieten, egal, worüber Sie reden - was plagt Ihre Zuhörer? Wo drückt der Schuh?

Worunter leiden sie und was erhoffen sie sich von Ihnen und Ihrem Vortrag?

Mein Tipp: Lokalisieren Sie den wunden Punkt Ihrer Zuhörer und (ja, Sie lesen richtig!) verstärken Sie das Gefühl ihrer Schieflage. Je dringlicher sie sich eine Lösung wünschen, desto willkommener ist die Rettung. Umso größer die Freude über Supermans Landung.

Die Zuhörer Ihres Vortrags sind offen für Ihre Idee, Dienstleistung, Ihr Produkt oder Wissen, wenn sie das Gefühl haben: Es bringt mir was und löst mein Problem. Aber eins nach dem anderen...

 

Malen Sie fürs Publikum ein Bild der Not

Starten Sie Ihren Vortrag mit der Beschreibung des Ist-Zustand des Problems. Streuen Sie schon jetzt den Gedanken ein: Wie wäre wohl meine Welt ohne das Problem XY? Bauen Sie das Problem kontinuierlich auf. Malen Sie die Not der Zuhörer in allen erdenklichen Farben aus. Ja, malen Sie schwarz und steigern Sie den Leidensdruck Ihres Publikums. Suhlen Sie sich im Schrecklichen und holen Sie sich Verstärkung durch lebendige Bilder:

  • Entweder durch Bildsprache – Sie zeigen ein Live-Erlebnis,
  • bildhaftes Sprechen – durch Ihre Worte werden Situationen lebendig,
  • Storytelling – die Bilder entstehen im Kopf Ihrer Zuhörer.

Bilder erregen eine hohe Aufmerksamkeit. Sie verankern sich im Gedächtnis Ihrer Zuhörer und wecken Emotionen – für unsere Entscheidungsfindung der ausschlaggebende Punkt, denn wir entscheiden zu 100 % aus emotionalen Gründen.

 

Überraschen Sie Ihr Publikum

Wollen Sie Ihrem Publikum ein Live-Erlebnis bescheren, sind Ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Warum überraschen Sie das Publikum Ihrer Präsentation nicht mit ungewöhnlichen Requisiten? Mit Ihren außergewöhnlichen Talenten? Können Sie zaubern, Messer werfen, Akrobatik oder Bauchreden? Schnell illustrieren oder Luftgitarre spielen?

Wenn Sie dann noch einen Zusammenhang zum Problem herstellen, ist die Überraschung perfekt und Sie wird so schnell kein Zuschauer vergessen.

Ja, es geht auch kleiner: Sie wollen „Wachstum“ bildlich darstellen? Wie wär´s mit einem stetig wachsenden Balken? Einem Materialberg, der immer höher oder größer wird? Wie viel Öl steckt in der Herstellung eines doppelten Cheeseburgers? Haben Sie schon mal die Menge, abgefüllt in Flaschen, vor sich gesehen? Beeindruckend!

Der Redner Hans Uwe L. Köhler wollte in einem Vortrag die Vergänglichkeit der Zeit demonstrieren. Er verbrannte einen Geldschein. Das dauerte 10 Sekunden. Der Schein war unwiederbringlich weg und die Zeit auch. Ein klares Bild, das schwer in Worte zu fassen ist.

 

Bildhafte Sprache aktiviert das Kopfkino

Wenn Sie in Bildern sprechen wollen: Beschreiben Sie Situationen so konkret wie möglich und erwähnen Sie ruhig scheinbar Nebensächliches.

Angenommen, Sie feiern Ihre Geschäftseröffnung. Bis in den Morgen haben Sie geackert, damit noch schnell alles fertig wird. Die Gäste sind da und Sie starten die Eröffnungsrede mit: „Ich freue mich sehr, dass wir heute Eröffnung feiern. Mein Dank gilt allen fleißigen Helfern.".

Bildhaft ausgedrückt könnte es so klingen: “Was für eine Nacht! Gegen Mitternacht stand plötzlich Frau Schulze mit Pizza im Laden. Um drei Uhr bin ich endlich von der Leiter gestiegen und Sie sehen: Die Leuchtreklame funktioniert! Meine Frau ist noch schnell zum Spätkauf, Bier holen. Vielen, vielen Dank an meine großartigen Mitarbeiter, die mit uns im Morgengrauen auf den Feierabend angestoßen haben!"

 

Zuhörer lieben es, wenn's persönlich wird

Kramen Sie in Ihrem Leben nach Ereignissen, in denen Sie einen Zusammenhang, Vergleich, eine Parallele oder Analogie sehen und erzählen Sie passende Geschichten. Selbst erlebte Geschichten wirken am stärksten

Können Sie sich noch daran erinnern, mit wieviel Aufwand früher der Kauf einer Bahnfahrkarte verbunden war?

Ich fuhr mit dem Auto zum Berliner Ostbahnhof. Nervige Parkplatzsuche, schnell abgestellt, wo auch immer. Dann hetzte ich zur langen Schlange, wartete ungeduldig und der Beamte suchte umständlich die Verbindung raus. Dann zurück und mit etwas Glück ohne Knöllchen nach Hause.

Dauer: etwa eine Stunde.

 

Supermans Landung

Haben Sie die Emotionen des Publikums ordentlich hoch gekocht, können Sie endlich retten. Weshalb hat man Sie und Ihren Vortrag, Ihre Präsentation eingeladen? Warum stehen SIE auf der Bühne und kein/e andere/r? Was bringt den Zuschauern Ihr Produkt, Ihr Wissen, Ihre Idee oder Ihre Dienstleistung?

Was haben sie davon? Retten Sie mit Ihrem Nutzen!

Formulieren Sie ihn so klar wie möglich. Macht Ihr Nutzen das Leben der Zuhörer einfacher, schöner oder bewegter? Sparen sie durch ihn Zeit, Energie oder Geld, wie die Möglichkeit, online Tickets zu buchen, statt zum Bahnhof fahren zu müssen? Was für ein Mehrwert für mich! Ich kann entspannt auf der Couch sitzen bleiben und muss nicht mal mehr zum Drucker.

Dauer: ca.10 Minuten

 

Praxistipp 1. Identifizieren Sie die Probleme Ihres Publikums

Was für Probleme plagen Ihre Zuhörer? Beschreiben Sie den Ist-Zustand. Streuen Sie den Gedanken, was für ein tolles Leben sie ohne die Probleme hätten und warum sie unbedingt Ihr Produkt, Ihre Dienstleistung, Ihr Wissen oder Ihre Idee brauchen.

 

Praxistipp 2. Malen Sie den Teufel an die Wand

Steigern Sie den Leidensdruck des Publikums Ihres Vortrags. Verstärken Sie die Emotionen durch Bilder: Durch ein Live-Erlebnis, konkrete Bildsprache oder eine passende Geschichte. Bereiten Sie die Landebahn für die Rettung vor.

 

Praxistipp 3. Retten Sie Ihr Publikum

Vereinfachen, verbessern und verschönern Sie das Leben der Zuschauer. Mit Ihrer Idee, Dienstleitung, Ihrem Wissen oder Produkt.

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