Wie Sie Zahlen rocken

von Birgit Schürmann

Wie Sie unterhaltsam Zahlen präsentieren

Schäfchen zählen soll ja beim Einschlafen helfen: ein monotoner Sprechrhythmus, stets dasselbe Bild vor Augen und eintönige Zahlenreihen, mit denen man nichts verbindet. War das bei der letzte Präsentation, die Sie gehört haben, nicht auch so? Abstrakte Datenkolonnen, ein Diagramm jagte das nächste. Alle Statistiken der letzten sieben Jahre. Dazu ein Redner, der felsenfest davon überzeugt war: Je mehr mein Kunde weiß, desto eher beißt er an...

 

So werden trockene Zahlen lebendig - 4 Anregungen

Einerseits ist es wichtig und sinnvoll, Zahlen zu präsentieren. Zahlen, Daten und Fakten sollen Argumente des Vortrags unterfüttern und Sachverhalte erklären.

Andererseits müssen die Zuschauenden auch etwas damit anfangen können, denn sonst ist die ganze Datensammlung, die mühsam zusammengetragen wurde, für die Katz. Die Arbeit war umsonst, weil die Zuschauenden wegschlafen.

Egal, in welcher Branche Sie arbeiten: Zahlen aussagekräftig und interessant zu präsentieren, ist eine Herausforderung.

Verschenken Sie diese Chance nicht!

Denn wenn Sie Ihre Zahlen geschickt inszenieren, treffen Sie den Nerv Ihres Publikums. Gut in Szene gesetzt, können Zahlen Betroffenheit auslösen. Bringen Sie gute Beispiele und witzige Assoziationen, nehmen Sie sogar Bewunderung mit nach Hause. Und: es untermauert Ihre Fachkompetenz. Weil Sie über Ihre fachlichen Inhalte hinaus denken und in komplexere Zusammenhänge einordnen können.

 

1. Was hat die Zahl mit Ihren Kunden zu tun?

Ein Beispiel: Was macht den Unterschied zwischen einem 64 oder 128 GB Handy aus? Mittlerweile habe ich ein Gefühl dafür, wieviel es ist, was mir reicht, was viele Daten wegzieht. Anfangs, als die Speicherkapazität für Handys Thema wurde, wusste ich nicht: Wie viel brauche ich denn überhaupt? Das Marketing der Mobilfunkanbieter handhabt es sehr geschickt und rechnet die GBs für uns Kunden klein.

Sie machten sich über die Welt ihrer Kunden Gedanken: Was wollen die meisten, neben telefonieren und SMS schreiben? Aha, sie wollen Fotos machen, Musik hören, Video gucken, Apps draufladen. 

Dann lieferten Sie uns ganz konkrete Zusammenhänge, genaue Zahlen zu unserer Welt, zu unserem Leben: wie viele Fotos können wir speichern? Wie viele Songs können wir runterladen? Wie viele Stunden können wir Videos streamen. Das Marketing hat die GBs für uns Kunden in kleine und verständliche Einheiten aufgeteilt, damit wirklich jeder was damit anfangen kann und es auch der letzte Kunde versteht.

 

2. Vergleiche mit der Welt Ihrer Kunden 

Je komplizierter der Inhalt ist, den Sie in ihrem Vortrag beschreiben wollen, je komplexer die Vorgänge sind, desto mehr haben Sie davon, wenn Sie rhetorische Mittel nutzen, um es zu verständlich erklären. Rhetorische Mittel wie Vergleiche, Gleichnisse und Analogien. Was meine ich damit?

Ein Beispiel: Vor 5 Jahren ging ich mit den ersten Folgen meines Podcasts "Rhetorik, die im Kopf bleibt!" online. Damals wurde ich noch oft gefragt: Was ist denn ein Podcast? Heute weiß es jeder, aber damals musste ich es noch oft erklären.

Meinem Vater auch. Als wir noch alle Kassettenrekorder besaßen, nahm mein Vater gern Interviews auf. Ich wusste also, das hat einen Bezug zu seinem Leben und sagte zu ihm: “Ein Podcast ist wie eine besprochene Kassette im Internet, die kannst Du da anklicken und anhören“. Das war sehr einfach erklärt und er verstand das Gleichnis, die Analogie sofort.

Ich verglich Dinge, die in einer ähnlichen Struktur zueinander stehen. Ein System, das in einem ähnlichen Zusammenhang steht, auch wenn sich ein paar Merkmale unterscheiden, ein paar Dinge in unseren beiden Welten anders sind.

 

3. Verschiedenen Welten in einem Zusammenhang präsentieren

Warum nicht komplexe Vorgänge mit Entfernungen vergleichen, mit Zentimetern, Metern und Kilometern. Mit Einwohnerzahlen, mit Gegenständen. Mit der Höhe von Bergen, mit der Anzahl von Tieren oder der Fläche von Ländern?

Vergleiche lassen Inhalte anschaulich wirken. Wenn Sie die Zahlen und Daten Ihrer Präsentation mit Bildern vergleichen, die man normalerweise nicht in einen Zusammenhang setzen würden, die in unserer Welt überhaupt nichts miteinander zu tun haben, dann kommt das humorvoll rüber, witzig und es macht Spaß, Ihnen zuzuhören. 

Vielleicht denken Sie: „Ah,nee, dass wirkt albern“ oder: „Frau Schürmann, Sie müssen wissen, so macht man es bei uns nicht!“. Wenn Sie die Welt Ihrer Zielgruppe kennen, in deren Bildsprache unterwegs sind, dann können Sie wirklich alles vergleichen. Wenn Sie das Wording, die Wortwahl Ihrer Zuhörer treffen, wenn Sie deren Sprache sprechen, dann wirken Ihre Beispiele absolut authentisch und businesskonform. 

 

4. Hohe Zahlen in Bildern ausgedrückt

Je größer Zahlen werden, desto schwieriger wird es für uns, die Zahlen in Relation zu setzen. Sie fühlbar werden zu lassen. Ab einer gewissen Höhe können wir uns die Menge nicht mehr konkret vorstellen. Das sind abstrakte Nullen, die in unseren Köpfen keine Bilder hervorrufen. Die Zahl löst kein Gefühl in uns aus und verpufft wirkungslos.

Datenmonster werden gezähmt, indem Sie in Ihrer Präsentation passende Bilder vorschlagen.

An der Goethe-Universitität in Frankfurt am Main lehrt Professor Matthias Ludwig Didaktik in der Mathematik. Er hat für 1 Billion Euro schöne Analogien, tolle Bilder gefunden, die den riesigen Betrag lebendig werden lassen. Er hat sich ebenfalls gefragt: Was für einen konkreten Bezug haben 1 Billion Euro zum Leben meiner Zuhörer?

1 Billion sind tausend Milliarden. Eine Million Millionen. Um 1 Billion greifbar zu machen, hat Matthias Ludwig sie in 50er umgerechnet. Ein 50 Euro-Schein ist für uns eine bekannte Größe, hat Bezug zu unserem Leben. Den können wir in die Hand nehmen und wir wissen, was wir dafür bekommen. Es ist der häufigste Schein, der sich im Umlauf befindet.

Eine Billion sind 20 Millionen 50 Euro Scheine. Okay, das ist immer noch schwer vorstellbar. Aber legt man diese 20 Millionen Euro Scheine der Länge nach hintereinander auf, dann kann ich dieses Band aus 50 Euro Scheinen 70 Mal um die Erde wickeln.

Oder 4 Mal zum Mond und zurück spannen.

Das gesamte deutsche Autobahn Netz hat eine Länge von mehr als 13.000 km. Angenommen, dieses Autobahnnetz wäre komplett 3-spurig ausgebaut, dann könnten wir die Autobahn samt den Standstreifen und Leitplanken mit den 50zigern bekleben. Und: wir hätten sogar noch genügend Scheine für die Schweiz und Österreich über.

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