wie-sie-sich-darauf-vorbereiten-auch-in-der-letzten-reihe-gut-verstanden-zu-werden

von Birgit Schürmann

Wie Sie sich darauf vorbereiten, auch in der letzten Reihe gut verstanden zu werden

Vor einigen Jahren machte mich eine alte Schulfreundin ausfindig. Seit dem Studium hatten wir und nicht mehr gesehen. Wir trafen uns, quatschten ewig und plötzlich meinte sie: Ich verstehe ja alles, was Du sagst! Und ich dachte: Oh, Mann, das ist also das, was die Leute von Dir behalten!

 

Gute Artikulation kann man lernen

Früher sprach ich nicht nur sehr schnell, sondern nuschelt auch noch. War ich aufgeregt, wurde ich noch schneller und noch undeutlicher. Mittlerweile bekomme ich mein Sprechtempo mit und kann es bewusst drosseln. Damals war ich dazu noch nicht in der Lage.

Einmal sprach ich bei einer Schauspielschule vor. Hinterher baute sich ein Dozent vor mir auf und sagte mit bitterernster Miene: Du hast einen S-Fehler! Bis dato hatte das noch nie gehört, ein S-Fehler. Ich wusste nicht, was es ist und die strenge Miene verhieß nicht Gutes. Ich dachte: Oh Gott, das ist jetzt das Hinterletzte. Kein Mensch will eine Schauspielerin mit einem S-Fehler auf der Bühne sehen!

Heute weiß ich: Das bekommt man alles weg.

Da wir unsere Artikulation in unserer frühen Kindheit erlernen und im Laufe von mehr oder weniger viele Jahren unsere Sprechgewohnheiten vertiefen, kostet es regelmäßige Übung, wenn wir gut und klar artikulieren wollen. Gewohnheiten sitzen gut im Sattel.

Man muss ein dranbleiben, üben, aber - es lohnt sich!

 

Einfache Übungen, um Ihre Artikulation zu verbessern

Heute will ich Ihnen ein paar einfache Übungen mitgeben, die Sie darin unterstützen, Ihre Artikulation zu verbessern. Übungen, die Sie ausführen können, bevor Sie ein wichtiges Telefonat halten, vor einem Vortrag oder wenn Sie einen Podcast einsprechen.

Die Übungen sind für diejenigen, die undeutlich sprechen und die dazu tendieren, leise zu reden. Sie sind auch ratsam, wenn Sie einen Raum mit einer schlechten Akustik erwischt haben. Oder wenn Sie auf eine technische Verstärkung verzichten wollen oder notgedrungen müssen.

Denn es ist superärgerlich, wenn Sie gut vorbereitet sind, Ihre Präsentation prima läuft und Sie durch Lauter! Rufe unterbrochen werden. Oder - noch schlimmer - Ihre Zuhörer geben auf, Lauter!zu rufen. Sie fügen sich ihrem Schicksal und kritisieren nach dem Vortrag, dass sie nichts verstanden haben.

Dann ist alles für die Katz!

 

3 Rhetorik-Tipps für Ihre bessere Artikulation

1. Geläufigkeitsübungen. Ähnlich den Übungen, die der Stimmtrainer Uwe Schürmann im Blogartikel "Stimme richtig einsetzen!" beschreibt.

2. Lautes Zählen. Zählen Sie laut von 1 an und beliebig hoch. Am besten bis 100. Zählen Sie ganz langsam und sprechen Sie jeden einzelnen Buchstaben in verschiedenen Lautstärken. Ich spreche sogar das und in dreiundzwanzig überakzentuiert, um es noch lernintensiver zu machen.

3. Zungenbrecher. Sie sind leicht zu sprechen und machen Spaß. Sprechen Sie die Zungenbrecher erst langsam und dann immer schneller. Achten Sie darauf, dass Sie sehr genau artikulieren. Ruhig so, dass es sich für Ihr Ohr völlig übertrieben anhört.

Trainieren Sie Ihre Sprechwerkzeuge - ihre Lippen, Ihre Zunge, Ihren Mundraum und auch Ihre Zungenstellung.

Das kann sich anfangs merkwürdig anfühlen. Beobachten Sie sich: Wie verändert sich der Klang wenn Ihre Zunge eine andere Stellung im Mund hat? Wenn Sie die Lippenstellung verändern'? Für ein richtig klingendes S ist es wichtig, dass die Zunge an die oberen hinteren Schneidezähne anstößt.

 

Zungenbrecher von A-Z

Ich habe für Sie einige Zungenbrecher alphabetisch geordnet. Es gibt noch unzählige mehr. Jeder Zungenbrecher übt einen, manchmal auch zwei Buchstaben. 

 

A: Auf dem Rasen rasen Hasen, atmen rasselnd durch die Nasen.

CH: Auf dem Charlottenburger Türmchen sitzt ein Würmchen mit dem Schirmchen, kommt ein Stürmchen, reißt das Würmchen mit dem Schirmchen vom Charlottenburger Türmchen.

E: Das Weinfass, dass Frau Weber leerte, verheerte ihre Leberwerte.

F: Fischers Fritze fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritze.

H: Wie viel Holz hackt Holzhacker Hack, wenn Holzhacker Hack Holz hackt. Holzhacker Hack hackt hundert Hektar Holz, wenn Holzhacker Hick Holzhacker Hack beim Holzhacken hilft.

K: Der Kaplan Klapp plant ein klappbares Pappplakat.

M: Der Metzger wetzt das Metzgermesser auf des Metzgers Wetzstein. Auf des Metzgers Wetzstein wetzt der Metzger das Metzgermesser.

P: Der Flughafenspatz nahm auf dem Flughafen Platz. Auf dem Flughafenplatz nahm der Flughafenspatz Platz.

S: Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß, weiß mehr als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

Sch: Der froschforschende Froschforscher forscht in der froschforschenden Froschforschung.

TS: Zweiundzwanzig zahme Zwergziegen zwängten sich durch zwei zersplitterte Zaunstützen. Die Zwergziegen-Züchter waren verzweifelt.

TS: Zwanzig Zwerge zeigen Handstand, zehn im Wandschrank, zehn am Standstrand.

T: Der Tourist ist ein Tourist, wenn er auf einer Tour ist und in einer Tour isst.

X: Der Wachsmaskenmacher macht Wachsmasken aus Wachsmaskenwachs.

Z: Am zehnten Zehnten zehn Uhr zehn zogen zehn zahme Ziegen zehn Zentner Zucker zum Zwickauer Zoo.

 

Rhetorik-Tipp 1. Sprechen Sie jeden Buchstaben aus

Wenn Sie üben, leiern Sie die Zungenbrecher nicht herunter. Sprechen Sie jeden Buchstaben klar und deutlich aus. Verschlucken Sie keinen Buchstaben. Es ist völlig normal, dass es sich das erste Mal gestelzt anhört, darauf kommt es nicht an. Beginnen Sie langsam und steigern Sie dann ihr Tempo. Sprechen Sie jeden Zungenbrecher mehrere Male hintereinander, nicht nur einmal.

 

Rhetorik-Tipp 2. Vergleichen Sie den Klang

Beobachten Sie Ihre Mund- und Zungenstellung und vergleichen Sie die Klänge. Wie klingt beispielsweise ein zischendes s und wie klingt ein reines s? Was ist dann anders? War Ihre Zunge am selben Ort oder hat sich Ihre Zunge anderes verhalten? Haben Sie den optimalen Klang gefunden, versuchen Sie den Klang immer wieder herzustellen.

 

Rhetorik-Tipp 3. Richten Sie Ihre Sprache

Wenn Sie üben, suchen Sie sich einen Punkt, der möglichst weit entfernt liegt. Zum Beispiel: Gucken Sie aus dem Fenster und nehmen Sie einen Baum oder einen Kirchturm. Sprechen Sie dort hin. In verschiedenen Lautstärken. Und achten Sie darauf, dass Sie in der gedachten Lautstärke und Kraft bleiben und Ihre Stimme zwischendurch nicht schwächer wird. Damit trainieren Sie gerichtetes Sprechen. Das ist notwendig, wenn Sie ein großes Publikum haben und alle mit ihrer Stimme erreichen wollen.

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben