Was soll unbedingt hängen bleiben?

von Birgit Schürmann

Was soll unbedingt hängen bleiben?

So! Jetzt gehts los. Sie starten die Vorbereitung für Ihren nächsten Vortrag und klicken auf PowerPoint. Ohh so eine Vielfalt…. so viele Möglichkeiten für die Folien… vielleicht diese Hintergrundfarbe oder der Schrifttyp…. Stopp! Lassen Sie sich nicht Ihrer Kreativität einschränken - die Software der Powerpoint zwingt uns, in Schablonen und von Zeichen zu Zeichen zu denken.

 

So entwickeln Sie statt einer Folienschlacht ein Erlebnis für Ihr Publikum

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen Aristoteles

Lassen Sie Ihren PC Ihren Laptop mal links liege und nehmen Sie sich ein Blatt Papier zur Hand. Und einen Stift. Sonst nichts. Und gehen Sie in Ihren Künstlermodus - notieren Sie Ihre Ideen. Skizzieren Sie Zusammenhänge. Und stellen Sie sich Ihren Vortrag als Ganzes vor. Entwickeln Sie im Kopf Ihre Geschichte. Ihr Drehbuch. Ihre Dramaturgie. Der man leicht folgen kann. Je bildlicher Sie sich diese vorstellen, desto besser:

 

Entwickeln Sie Ihre Vorstellungskraft 

Auch wenn es abwegig klingt – wenn Sie erst Ihr Drehbuch schreiben, erweitern Sie Ihre visuellen Möglichkeiten. Sie setzt wesentlich mehr Kreativität frei, wenn Sie zuerst Ihre visuelle Vorstellungskraft nutzen. Und sich erst danach Gedanken über Farben, Schriftgrößen, Hintergründe und Übergänge Ihrer PowerPoint machen. Verwandeln Sie später Ihre Skizzen in Ideen für die Gestaltung Ihrer Folien. Meist ist es dann ganz einfach, die Folien zu entwerfen.

 

Einen roten Faden legen

Was haben Ihre Zuhörer von Ihrer Idee, Ihrem Wissen, Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung? Was sollen Ihre Zuhörer nach Ihrer Präsentation tun oder denken? Was soll sich konkret verändern? Was ist Ihr Ziel? Je genauer Sie sich festlegen, desto sicherer können Sie Ihre Inhalte auswählen und ausrichten. Bringen Sie Ihren Ablauf in eine logische Reihenfolge. Bauen Sie diese entlang Ihres roten Fadens auf.

 

Ihre Wirkung planen

Mit Ihrer Übersicht können Sie wirkungsvolle Pausen, Brüche und Übergänge planen. Abwechslungen, Tempoverschiebungen oder eine Überraschung.

Forschungen der Kognitionswissenschaft meinen: Unser Gehirn braucht alle 10 Minuten eine Pause. Das Publikum schaltet nach 10 Minuten ab. Nicht nach 11, sondern nach genau 10 Minuten. 

Daher: Planen Sie kleine Erholungspausen ein: Streuen Sie nach einem ca. 10 Minuten langem Wissensblock etwas Humorvolles ein. Etwas, worüber niemand nachdenken muss. Etwas Leichtfüßiges. Ein Video, ein visuellen Schmankerl oder eine kurze Geschichte zum Thema. 

 

Ihre Kernaussage in einem Satz

Was ist Ihre Hauptidee? Was soll Ihr Publikum unbedingt in Erinnerung behalten? Formulieren Sie Ihre Hauptidee, Ihre Geschichte in einem Satz. Und formulieren Sie daraus eine Schlagzeile. So kurz wie möglich. Auf den Punkt, wie zum Beispiel die VW- Käfer Werbung von 1968: Er läuft und läuft und läuft…

Am wirkungsvollsten sind Schlagzeilen, die nicht länger als 140 Zeichen sind. Formulieren Sie konkret. Hier ist der richtige Platz für Ihren persönlichen Nutzen. Und keine Scheu vor Wiederholungen - 2-3 Wiederholungen Ihrer Schlagzeile hält ein Vortrag aus.

 

Die Klimax - das rhetorische Mittel, das steigert

Geben Sie Ihrem Publikum zu Beginn Ihres Vortrages einen Fahrplan an die Hand. Eine Vorschau darauf, was es erwartet. Stellen Sie Ihre Übersicht in Dreiergruppe dar. In 3 Akten. Warum in Dreiergruppen? Drei Aspekte wirken dramatischer als vier Aspekte. Es gab die 3 Musketiere. Die rhetorischen Mittel Trikolon und Alliteration wusste auch Walt Disney zu schätzen: Donald Ducks Neffen heissen: Tick, Trick und Track. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit war die Parole der Französischen Revolution. Verliebt, verlobt, verheiratet.

Mit der Dreigliederung geht noch mehr: Darin steckt Potential für ein Drama. Steigern Sie die Qualität von Punkt zu Punkt. Punkt eins ist gut. Punkt zwei ist wichtiger, besser und relevanter. Punkt drei ist großartig. Am Bedeutsamsten, wie Rumpelstilzchen: Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der Königin Ihr Kind. Fakten, Fakten und immer an die Leser denken. Ich kam, sah, siegte.

Gliedern Sie Ihren Vortrag in 3 Teile. Altbekannt aus der Schulzeit sind: Einleitung, Hauptteil, Schluss. Sie geben dem Publikum eine grobe Struktur vor.

Erstellen Sie eine Liste mit Ihren Kernaussagen. Was soll Ihr Publikum über Ihr Produkt, über Ihre Dienstleistung, Ihr Unternehmen oder Ihre Initiative erfahren? Unterteilen Sie Ihre Liste in Kategorien. So lange, bis nur noch drei Hauptpunkte übrig bleiben. Das ist dann Ihr Fahrplan, Ihr roter Faden.

 

Die Klimax intensiviert Ihre Aussage

Den ehemalige US- Präsident Barack Obama zählen wir heute zu den herausragenden Rhetorikern. Er versteht es, seinen Reden eine wirkungsvolle Struktur zu verpassen. Die Dreier-Regel, ein Satzgefüge, dass aus drei rhythmischen Sprecheinheiten besteht, verfolgt er bis ins kleinste Detail.

In seiner historischen Rede, mit der er seinen Amtseid ablegte, gliedert er nicht nur Abschnitte in jeweils 3 Sätze. Auch innerhalb der Sätze strukturiert er mit einer Klimax: Ich stehe heute hier – demütig vor der Aufgabe, die vor uns liegt, dankbar für das Vertrauen, das Sie mir geschenkt haben, und ich bin mir der Opfer bewusst, die unsere Vorfahren für uns gebracht haben.

Auch: Häuser wurden vernichtet, Arbeitsplätze wurden vernichtet, Unternehmen geschlossen. und: Ich sage Ihnen heute, dass die Herausforderungen, die vor uns liegen, real, ernst und zahlreich sind.

 

Rhetoriktipp 1. Planung der PowerPoint beginnt im Kopf

Beginnen Sie zu planen, ohne gleich PowerPoint zu benutzen. Skizzieren Sie Ihre Ideen auf dem Papier oder auf einem Board. Stellen Sie sich Ihre Ideen bildlich vor, strukturieren und arbeiten sie diese aus, bevor Sie Ihre Folien erstellen. Entwickeln Sie Ihren roten Faden. Elemente, die Abwechslung bringen. Und platzieren Sie gekonnt kleine Pausen, um Erholung zu schaffen.

 

Rhetoriktipp 2. Formulieren Sie Ihre Schlagzeile

Entwickeln Sie für Ihr Unternehmen, Ihre Dienstleistung oder Ihr Produkt eine Schlagzeile. Einen Satz. Nicht länger als 140 Zeichen. Je konkreter und klarer formuliert, desto besser. Bieten Sie darin Ihren persönlichen Nutzen an.

 

Rhetoriktipp 3. Aller guten Dinge sind drei

Notieren Sie Ihre wichtigsten Aussagen. Diese Kernbotschaften sammeln Sie in Kategorien, bis nur noch drei übrig bleiben. Ob Sie Faktoren aufzählen, Sätze bauen oder Abschnitte gliedern: Nutzen Sie die Dreier-Regeln: Trikolon, Alliteration und Klimax. Und vergessen Sie nicht: Drama, Baby, Drama!

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