Kontraste-die-berühmte-antithese-ist-ein-bewährtes-sprachliches-mittel-um-vortraege-zu-verbessern

von Birgit Schürmann

Die Power der Kontraste - was wir von Social Media für unsere Vorträge lernen können

Wir alle kennen sie: die vorher-nachher Fotos! Runtergewohnte besch- bzw. nudefarbene Badezimmer aus den 80zigern, die nach dem Umbau als Wellnessoasen mit freistehender Badewanne erstrahlen. Die dünnen Fisselhaare wurden gestutzt, gefärbt und jetzt sieht das Modell samt Frisur Bombe aus. Eine Person mit adipöser Figur vor und nach den heftigen Workouts im Studio. Vorher wurde die Wäsche völlig verdreckt in die Waschmaschine geworfen, jetzt flattert sie strahlend weiß auf der Leine. Was auf Social Media und beim Marketing so großartig funktioniert, wertet auch Ihre Vorträge auf...

 

Lernen durch Unterschiede

Angenommen, wir betrachten vorher-nachher Fotos im Hochglanzmagazin. Eine Typveränderung, das vermeintlich graue Mäuschen geht ungeschminkt mit der Stylistin einkaufen und ist nach stundenlangem Stillsitzen, vollem Make-up und dem neuen Style kaum wiederzuerkennen.

In der Veränderung und dem darauf folgenden Unterschied steckt ein Lerneffekt. Wir Leser und Leserinnen lernen durch den Vergleich etwas über Wirkung: wie anders und natürlich wie viel besser wirken die neue Frisur, Haarfarbe oder die coolere Kombi der Klamotten.

 

Kontraste emotionalisieren

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Auf den ersten Blick, ohne dass viel erklärt werden muss, erfassen wir über die Lücke, die durch Kontraste entsteht, Dimensionen, die schwer in Worte zu fassen sind.

Die Kluft, die sich aufmacht, wenn wir Fotos einer armen 5-köpfigen Familie, die auf 10 Quadratmetern lebt, mit Fotos von wohlhabenden Menschen im Luxuspenthouse vergleichen.

Oder die Mühlenstraße bzw. das Spreeufer in Berlin. Dort ist die Eastsidegallery auf dem längsten erhaltenen Teilstück der ehemaligen Mauer. Der Unterschied des Ortes vor und nach dem Mauerfall könnte nicht größer sein. Vorher trostlos, grau und verlassen, heute pulsiert dort das Leben. In lauen Sommernächten ist rund um den Ostbahnhof die Hölle los.

Oder: Fotos einer Straße, eine Luftaufnahme einer Drohne. Auf dem ersten Foto sehen wir diese Straße voll mit Autos, die im Stau stehen. Auf dem nächsten Foto dieselbe Einstellung, dieselbe Straße, aber jetzt nur mit einem einzigen vollbesetzten Bus drauf.

 

Die beliebte Antithese

Es sind die Gänsehautmomente, die Vorträge unvergesslich machen. Jedes Thema hat das Potential für einen solchen Augenblick. Mein Tipp ist: Suchen Sie Ihre Inhalte nach den größten Gegensätzen, Kontrasten und Widersprüchen ab und stellen Sie diese plakativ gegenüber.

Der Kontrast bzw. die Antithese ist seit Jahrhunderten ein bewährtes rhetorisches Mittel. Nicht nur, um Aussagen klarer und eindringlicher zu formulieren, sondern auch um Emotionen zu entfachen. Sie ist das beliebteste Stilmittel der politischen Rede und einfach umzusetzen. Sie stellen eine These auf und schieben sofort die Gegenbehauptung hinterher.

Zum Beispiel:

  • Was ist möglich - was unmöglich?
  • billig - teuer
  • richtig - falsch
  • alt - neu
  • heute - morgen

 

  • gut - böse
  • oben - unten
  • arm - reich
  • Freund - Feind
  • Krieg - Frieden

 

  • Chancen der Digitalisierung - Gefahren der Digitalisierung
  • Was ist profitabel? ]- Was ist verschwenderisch?
  • Babyboomer - Generation Z
  • Meine Sicht als Führungskraft - die Sicht meiner Belegschaft
  • Wohnst Du noch oder lebst Du schon?

 

Martin Luther King setzte in seiner weltberühmten Rede I have a dream ebenfalls auf die emotionalisierende Wirkung der Kontraste. Er hielt seine Rede 1963 vor mehr als 250.000 Menschen (!!!). Seine Struktur: Er verglich Ich habe einen Traum mit Wie ist die Realität.

 

Bessere Übersicht in der PowerPoint

Kontraste stärken nicht nur die Dramaturgie Ihrer Vorträge, sondern werten auch die Folien Ihrer PowerPoint auf:  

  • sie sorgen auf Ihren Folien für eine bessere Übersicht,
  • sie strukturieren und gliedern,
  • sie lenken die Aufmerksamkeit des Publikums,
  • Ihre Zuschauenden erkennen die wichtigsten Punkte auf den ersten Blick.

Und wenn Ihre Botschaften sofort ins Auge springen, können Sie sich große Erklärungen sparen und - super Nebeneffekt - Ihre Folien wirken wesentlich interessanter.  

 

Wie Sie kontrastreiche Folien gestalten

Sie können mit verschiedenen Formen, Farben und Größen arbeiten:

  • groß - klein (Schrift & Bilder),
  • hell - dunkel (Designelemente & Schrift),
  • schwarz - weiß (Schwarz-Weiß Fotos & Farbfotos für die Andeutung von Vergangenheit und Gegenwart).

Farben spielen für Ihre Folien eine große Rolle, mit jeder Farbe assoziieren wir etwas anderes. Vermutlich nutzen Sie die Farben Ihrer Marke, Ihres Unternehmens. Darüber hinaus können Sie die Kontraste von

  • warmen - kalten Farben 
  • einfarbig - bunt

nutzen. Auch interessant: Wie oft setzen Sie eine Farbe ein? Bei sogenannten Quantitätskontrasten unterscheiden sich die Flächenmengen der Farben:

  • Wie groß ist die Fläche?
  • Ist der gesamte Hintergrund einfarbig und nur ein klitzekleines Element farbig?
  • Was bzw. welches Element platzieren Sie im Vordergrund, welche Elemente stehen im Hintergrund? 

Beispielsweise zeigen Sie auf einer Folie alle Länder dieser Erde. Die Länder, die freien Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, färben sie hellblau. Alle anderen Länder - ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser - färben Sie rot.

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